Häufig ist ein Knochenaufbau nötig, da sich der Knochen nach einer Zahnentfernung relativ schnell abbaut. Schon ein halbes Jahr nach der Entfernung eines Zahnes können bis zu 60% des ursprünglichen Knochenvolumens abgebaut sein. Die Ausprägung des Abbaus ist aber von Patient zu Patient sehr unterschiedlich.
Der Grund für den Abbau liegt darin, dass ein Zahn oder ein Implantat Zug- und Druckkräfte in den Knochen einleitet, wodurch sich ein Gleichgewicht zwischen Auf- und Abbau des Knochens einstellt. Fehlen diese Kräfte, oder sind sie zu groß, überwiegt der Abbau. Damit Implantate dauerhaft stabil ihre Funktion übernehmen können, ist es wichtig, dass kein Knochenabbau am Implantat auftritt. Hierzu müssen zwei Grundvoraussetzungen erfüllt sein. Erstens, es dürfen keine Entzündungen auftreten und zweitens, das Implantat muss ringsherum von mindestens 1,5 – 2mm stabilem Knochen umgeben sein. Diese Voraussetzungen sind durch viele wissenschaftliche Untersuchungen belegt worden.
Es kommt aber nicht nur in der Breite zum Verlust von Knochen, sondern auch in der Höhe. Dieser Verlust ist häufig durch eine vorausgegangene Parodontitis verursacht, die nicht nur zum Verlust des Zahnes geführt hat, sondern auch zum Verlust des Knochens. Fehlt die Knochenhöhe, hätte dieses ein kurzes Implantat und eine lange Krone zur Folge, was zur mechanischen Überlastung und damit zum Verlust des Implantats führen würde. Aus diesen Gründen, die alle wissenschaftlich untermauert sind, machen wir in unserem Therapiekonzept keine Kompromisse bei der Qualität des Knochenlagers, auch wenn manche Firmen kurze oder dünne Implantate für ausreichend halten. Wir wollen nicht den schnellen aber kurzlebigen Erfolg, sondern die dauerhafte, möglichst lebenslange Haltbarkeit unserer Implantate.
Kleinere Defekte in der Breite können zeitgleich mit der Implantation und einem aus dem OP-Gebiet gewonnenen Knochenmaterial, industriell hergestellten Knochenersatzmaterial oder in Kombination mittels einer resorbierbaren Membranen rekonstruiert werden.
– Welches Knochenermaterial wird genutzt?
Als Alternative zu eigenem Knochengewebe des Patienten (autogener Knochen) als Geberquelle stehen dem Operatuer heutzutage viele verschiedene Knochenersatzmaterialien zur Verfügung, die sich jedoch in den verwendeten Ausgangsmaterialien ( z.B. „porcin“ vom Schwein oder „bovin“ vom Rind) und in der Herstellung deutlich unterscheiden. Körpereigener Knochen gilt aktuell noch aufgrund seiner ausgedehnten regenerativen Eigenschaft bis heute als „Goldstandard“.
Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass bei der Verwendung von xenogenen Knochenersatzmaterial (z.B. BioOss®), eine Erfolgsquote von 96 % erzielt werden kann. Mit Eigenknochen oder anderen Knochenersatzmaterialien sind lediglich Erfolgsquoten von 92 % bzw. 81 % erzielbar. In unserer Klinik liegt die Erfolgsquote, dank einer besonderen Operationstechnik, auch hier bis über 99 %.
Bei größeren Defekten in der Breite oder bei Verlust an Knochenhöhe kann dieser durch die Transplantation von eigenem Knochen ausgeglichen werden. Eigenknochen gewinnt man am besten aus dem Unterkieferwinkel (Linea obliqua), was ein sehr schonendes und risikoarmes Verfahren darstellt, da in der Regel nur ein Operationsfeld notwendig ist. Wir nutzen in unserer Praxisklinik H27 in Braunschweig eine modifizierte Technik nach Prof. Dr. Khoury. Beim Knochenaufbau nach der Khoury-Technik wird die Kontur des aufzubauenden Knochens mit dünnen Knochenplättchen aus dem Kieferwinkelbereich rekonstruiert.
Ein weiteres, von uns genutztes Verfahren ist der Aufbau des Kieferknochens mittels der membrangesteuerten Knochenregeneration. Dafür wird mit einer titanverstärkten ePTFE-Membran im Bereich des fehlenden Knochens ein Hohlraum geschaffen und durch die Membran aufrechterhalten. Der Körper füllt anschließend den geschaffenen Hohlraum mit neu gebildetem Knochengewebe aus. Da die Membran eine Barrierefunktion hat, verhindert sie, dass weichgewebebildende Zellen in diesen Bereich einwandern.
Die Einheilzeit beträgt bei dieser Methode fünf Monate, kann bei ausgedehnten Defekten allerdings auch länger dauern. Die Kieferkammrekonstruktion und die Implantation werden in aller Regel gleichzeitig vorgenommen. Das geschaffene Regenerat besteht gänzlich aus körpereigenem Knochen. Die mit teils längeren Beschwerden verbundene Entnahme größerer Knochenblöcke, zum Beispiel aus dem Becken, sowie der Einsatz von Knochenersatzmaterialien wird durch dieses moderne Verfahren in fast allen Fällen überflüssig.
Die Sinusbodenelevation (engl. sinus lift) ist ein spezielles Verfahren zum Knochenaufbau im Oberkiefer. Es kommt zur Anwendung, wenn durch einen vertikalen Knochenabbau (Atrophie) das Knochenangebot so gering ist, dass Zahnimplantate nicht stabil und in ausreichender Länge gesetzt werden können. Der Sinuslift stellt eine Operationsmethode der Kieferchirurgie dar, bei der der knöcherne Boden der Kieferhöhle (Sinusboden) verdickt wird, um Knochenvolumen zu gewinnen. Ohne das Sinuslift-Verfahren wäre ein Großteil der heutigen Implantationen im Oberkiefer nicht erfolgreich durchführbar.
Einzeitiger und zweizeitiger Sinuslift?
Wenn genügend Restknochenhöhe vorhanden ist, kann ein Implantat gleichzeitig mit dem Knochenaufbau gesetzt werden. In solch einem Fall spricht man von einem einzeitigen Sinuslift. Bei einer Knochendicke von weniger als 1 – 2 mm muss ein zweizeitiger Sinuslift erfolgen, da aufgrund der geringen Knochenschicht keine stabile Verankerung des geplanten Zahnimplantates möglich ist. Nach einer Einheilzeit von etwa 5 – 6 Monaten, kann dann erst in einem zweiten Eingriff das Implantat in den neugebildeten Knochen verankert werden.
Risiken und Komplikationen vom Sinuslift
Trotz aller Fortschritte der Zahnmedizin ist ein Knochenaufbau im Oberkiefer immer mit gewissen Risiken verbunden. Sowohl ein externer als auch interner Sinuslift sind nicht gänzlich risikofrei. Durch die Möglichkeit einer Perforation des Sinusbodens besteht immer das Risiko einer Kieferhöhlenöffnung mit anschließender Materialabwanderungen. Dabei kann das Knochenaufbau-Material in die Kieferhöhle abwandern und, sofern es nicht bemerkt wurde, dort chronische Entzündungen oder Infektionen hervorrufen. Auch das Einbluten in die Kieferhöhle ist ein mögliches Risiko. Wird eine Kieferhöhlenöffnung bereits während eines Eingriffs entdeckt, kann die Membran im besten Fall durch eine Naht befestigt und gesichert werden. Oftmals kommt es allerdings vor, dass der Sinuslift in solch einem Fall erfolglos abgebrochen werden muss.
Welche Form des Zahnersatzes für Sie persönlich in Frage kommt und wie der Zustand Ihres Kieferknochens aussieht, ist sehr individuell. Aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten vereinbaren Sie am besten in unserer Praxisklinik einen Termin zur Untersuchung und Beratung, damit wir aufbauend auf Ihren Wünschen und Vorstellungen einen für Sie optimalen Behandlungsplan erstellen können.